Gruppenbild mit der portugiesischen Lehrerin Carmen und dem SchulleiterErasmus+: Frau Kluck und Herr Lange beobachten den Schulalltag in Portugal
Vom 9. bis 13. Januar haben Frau Kluck und Herr Lange im Rahmen von Erasmus+ die Projektpartnerschule in Marinha Grande besucht.
 

Die Stadt liegt rund 130 km nördlich von Lissabon unweit des Atlantiks. Carmen, eine Lehrerin, die ebenfalls innerhalb des Projekts unsere Schule im vergangenen Jahr besuchte, kümmerte sich vor Ort um die Organisation des Aufenthalts. Job-Shadowing kann man übertragen auch als „über den Tellerrand schauen“ übersetzen und ist sicherlich somit unbestritten ein wichtiger Teil einer fortlaufenden Weiterbildung im Lehrerberuf. Ein Auslandsaufenthalt ist dabei bestimmt eine besonders einmalige Chance.
So haben wir die Möglichkeit erhalten, in die Abläufe eines anderen Bildungssystems hineinzuschauen und den schulischen Alltag miteinander zu vergleichen. In diesem Fall war das Schwerpunktthema die „Berufsorientierung“.
Einen direkten Vergleich anzustellen ist dabei gar nicht so einfach. Es ist ein bisschen, als ob man Äpfel mit Birnen vergleichen wolle. Während sich die berufliche Ausbildung in Deutschland unmittelbar an die Sekundar-Ausbildung anschließt und von dieser losgelöst ist, ist sie an der Sekundarschule in Marinha Grande Teil des Bildungsplanes.
Die Schüler besuchen diese Schule von der 7. bis zur 12. Klasse. Das ist obligatorisch. Ab Klasse 10 wählen sie entweder den Weg zur Hochschulreife oder besuchen für drei Jahre berufsausbildende Kurse. In diesem Fall beenden sie jedes Schuljahr mit mehrwöchigen Praktika. Nach der 12. Klasse stehen die so ausgebildeten Absolventen sofort dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Der Abschluss dieser Klassen ist aber gleichzeitig eine Art Fachabitur.
Außer diesem Modell gibt es aber auch in Marinha Grande noch besondere Berufsschulen, die mit denen bei uns in Deutschland vergleichbar sind. Beide Schulen stehen zwar in Konkurrenz zueinander, Angebote werden vorher aber auf regionaler Ebene abgesprochen. Die Sekundarschule ermöglicht u.a. Ausbildung in Berufen des Feldes „Ernährung“ und einen Abschluss als Zahntechniker. Frau Kluck und Herr Lange bekamen die Möglichkeit, in Kurse dieser Ausbildungsberufe hineinzuschnuppern. Der Besuch in Portugal war aber nicht nur ein Austausch der Erfahrungen in diesem Bereich. Auch viele andere Eindrücke über den Lehrerberuf in Portugal landeten auf der Rückreise im Gepäck...
Wünschenswert wären auch in Deutschland Lehrerzimmer mit leeren Tischen, die vorrangig der Erholung und dem Gespräch miteinander dienen. Und wie toll wäre es, wenn auch bei uns die Lehrer von ihrer Aufsichtspflicht entbunden werden könnten? In Portugal übernehmen diese Aufgaben extra dafür eingestellte Beschäftigte, die gleichzeitig die Unterrichtsräume und Flure reinigen – und sogar die Tafeln!
Doch neidisch wurden wir angesichts der seit vielen Jahren eingefrorenen Gehälter und der insgesamt noch höheren Arbeitsbelastung für Lehrer nicht. Die Wirtschaftskrise forderte ihren Tribut. Das führte auch dazu, dass mehrere Schulen zu einem Konglomerat zusammengeschlossen werden, dem ein Direktor vorsteht. Im Falle von Marinha Grande sind das zehn Schulen, wobei man nicht unerwähnt lassen sollte, dass alleine die Sekundarschule mehr als 120 Lehrkräfte umfasst.

Das Fazit dieser Woche ist: Portugal bestreitet andere Wege, um möglichst viele Schüler zu guten Abschlüssen zu bringen. Einer Finanzkrise geschuldet sind dabei auch erhebliche Sparmaßnahmen. Diese mit den ehrgeizigen Bildungszielen zu verbinden, die es seit ungefähr zehn Jahren gibt, ist die große Herausforderung der Zeit. Es gibt große Unterschiede, viele Gemeinsamkeiten, die eine oder andere Idee für die eigene Arbeit und übrigens in Marinha Grande einen Schulleiter, der sehr hellhörig beim Vorstellen des „Rote Zettel“-Konzepts wurde...

Haupteingang der SchuleInnenhof der SchuleSchüler aus schwachen sozialen Verhältnissen im Schulprojekt „Tocandar“Berufskurs „Konditor“ (Ernährung)Berufskurs „Konditor“ (Ernährung)