Besuch aus Portugal

„Im Unterricht sind wir doch alle gleich“, sagt Carmen Santarém und lacht. Die portugiesische Lehrerin war drei Wochen an der Oberschule Westercelle zu Besuch.

 

Im Rahmen des Hospitationsprogramms des Goethe-Instituts Lissabon trägt Frau Santarém damit zum interkulturellen Austausch bei – und sie kann die Schulsysteme von Portugal und Deutschland besser vergleichen. „Ich habe in den drei Wochen viel Unterricht gesehen und mich mit den Kollegen austauschen können“, berichtet sie. Eklatante Unterschiede habe sie dabei nicht feststellen können.

Besonders gefreut hat sich Frau Santarém über den herzlichen Empfang der Kollegen: „Ich konnte ohne Probleme den Deutsch- und Englischunterricht an der Oberschule beobachten und die Lehrkräfte unterstützen.“ Doch nicht nur im Lehrerzimmer wurde Frau Santarém gut aufgenommen, auch in ihrer Gastfamilie bei Frau Carlow-Meyer hat sie sich sehr wohl gefühlt und über die Gastfreundschaft gefreut. „Sehr schön fand ich auch die Hospitation beim Theater-Kurs von Herrn Späth und den Besuch der Oper in Hannover mit der 10. Klasse, wo wir mit den Schülerinnen und Schülern „Candide“ von Leonard Bernstein gesehen haben.“

Ein wichtiges Thema bei den kollegialen Diskussionen war die Inklusion. Das Schulsystem in Portugal ist zweigliedrig: nach der vierjährigen Grundschule geht es auf der Vorbereitungsschule weiter, die man nach der 9. Klasse abschließen kann, wenn man nicht ab Klasse 7 auf eine Sekundarschule geht. Dort ist nach dem 12. Jahrgang der höchste Schulabschluss möglich. Da die Schulpflicht in Portugal bis zum 18. Lebensjahr gilt, kommt es vor, dass in höheren Klassen Förderschüler und Gymnasiasten in einer Klasse sitzen. „Die Binnendifferenzierung ist für uns Lehrer also eine enorme Aufgabe“, sagt sie dazu.

Frau Santarém ist in Deutschland aufgewachsen und hat in Köln Deutsch und Englisch studiert. Mit 21 Jahren kehrte sie mit ihrer Familie nach Portugal zurück, in Coimbra schloss sie ihr Studium ab. Seitdem unterrichtet sie Deutsch und Englisch an der Agrupamento de Escolas Marinha Grande Poente 100 Kilometer nördlich von Lissabon. Die Schule ist etwa doppelt so groß wie die Oberschule Westercelle, und das Fach Deutsch konkurriert dort mit anderen Fremdsprachen wie Französisch, Spanisch und seit neuestem auch Chinesisch. Dabei halte sie Deutsch für wesentlich leichter zu lernen. „Allerdings sind die Deklinationen schwierig, weil es in Portugal kein Neutrum gibt“, sagt sie.

Seit ihrer Rückkehr war Frau Santarém 30 Jahre lang nicht in Deutschland, weshalb sie sich über den Besuch in Celle besonders gefreut hat. „Mir gefallen die schönen Fachwerkhäuser in der Stadt. Außerdem konnte ich mich viel mit den kontaktfreudigen Celler Bürgern unterhalten“, sagt sie.

Dass es ihr gut hier gut gefallen hat, ist auch daran zu erkennen, dass sich Frau Santarém für eine Partnerschaft zwischen der Oberschule Westercelle und ihrer Schule in Portugal einsetzt. „So könnten wir die Kooperation ausbauen und Schüleraustausche ermöglichen.“ Auch Schulleiter Ulf Krüger hebt die Austauschprogramme für die Oberschule Westercelle als Profilbaustein hervor, der sich positiv auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler auswirkt.